Article in English: Breeding Couas
Aufzucht von Seidenkuckucken im Weltvogelpark Walsrode
Wer kennt ihn nicht – den heimischen Kuckuck, der gerne seine Eier in fremde Nester legt? Bekannt sind viele Kuckuck-Arten wegen ihrer Angewohnheit, ihre Eier durch artfremde Wirtsvögel bebrüten und die Jungen aufziehen zu lassen. Unter dem Begriff Brutparasitismus wird das Verhalten von Vogelarten verstanden, die ihr Gelege nicht selbst bebrüten, sondern ihre Eier in Nester anderer Vögel legen. Die Nestbesitzer brüten dann diese Eier aus und sorgen nach dem Schlupf für die Fütterung und Aufzucht der fremden Küken. Die “Brutschmarotzer” verschwenden somit keine Energie für die Aufzucht ihrer Vogelkinder. Sie können im Vergleich zu Vogelarten, die ihre Jungen selbst aufziehen, mehr Eier pro Jahr legen. Wenn die Ersatzeltern allerdings das fremde Ei in ihrem Gelege erkennen, entfernen sie es aus dem Nest oder verlassen das Gelege. Weniger bekannt ist, dass von den 136 Kuckucksarten nur 53 Brutschmarotzer sind. Zu diesen gehört unser heimischer Kuckuck (Cuculus canorus), der als ausgesprochener Zugvogel nur wenige Monate des Jahres in Mitteleuropa verbringt. Zu seinen Wirten zählen mehr als 100 verschiedene insektenfressende Vogelarten. Oftmals sind diese Zieheltern deutlich kleiner als die unersättlichen “Kuckuckskinder”.
Like all other members of the Cuckoo family, they have large feet with reversible third toes.
Im Gegensatz zu dem bei uns heimischen Kuckuck sind die Seidenkuckucke keine Brutschmarotzer. Madagaskar ist die ursprüngliche Heimat aller Seidenkuckucke, wo sie in 10 Arten in verschiedenen Wäldern vorkommen. Die seidige Struktur des Gefieders, die die Zartheit der Farbtöne noch hervorhebt, gab der Gruppe ihren Namen. Kuckucke sind mit den farbenfroh befiederten Turakos verwandt – auch wenn dies auf den ersten Blick nicht zu erkennen ist. Zusätzlich weisen Kuckucke eine Besonderheit auf – die erste und vierte Zehe der Füße ist immer nach hinten gerichtet, während die zweite und dritte Zehe nach vorne zeigt. Dies ist ein typisches Merkmal, welches sie mit den Eulen und Papageien teilen.
Im Rahmen der Zusammenarbeit mit dem Tsimbazaza Zoo auf Madagaskar erhielt der Weltvogelpark Walsrode 1998 die ersten Seidenkuckucke – die Haubenseidenkuckucke (Coua cristata). Im Jahr 2003 konnte die Vogelkollektion durch eine weitere Art, den Blauen Seidenkuckuck (Coua caerulea) erweitert werden. Schließlich konnte der Weltvogelpark Walsrode im Jahr 2006 auch die größte lebende Seidenkuckuck-Art, den Riesen- Seidenkuckuck (Coua gigas), seinen Besuchern präsentieren. Alle drei Seidenkuckuck-Arten wurden im Weltvogelpark Walsrode erstmals außerhalb Madagaskars – und bereits mit großem Erfolg – gezüchtet. Die erste Nachzucht der Seidenkuckucke gelang dem Weltvogelpark Walsrode bereits im Jahr 2000, in dem erfolgreich Hauben-Seidenkuckucke aufgezogen wurden. Der Riesen-Seidenkuckuck wurde bereits ein Jahr, der Blaue Seidenkuckuck zwei Jahre nach deren Ankunft im Weltvogelpark nachgezogen. Seitdem gibt es jährlich mehrere Nachzuchten jeder im Weltvogelpark gehaltenen Seidenkuckuck-Art.
Durch ihre Lebensweise in dichter Vegetation blieb das Verhalten des Blauen Seidenkuckucks weitgehend ein Geheimnis, bis im Jahr 2001 eine Expedition aus dem Weltvogelpark Walsrode zum ersten Mal die Nester des Vogels finden konnte. Aufgrund des Abholzens großer Teile des Regenwaldes wurde und wird der natürliche Lebensraum zunehmend zerstört. Noch sind die Seidenkuckucke nicht bedroht, doch dienen sie als sehr gute Flaggschiff-Arten für die bedrohte Flora und Fauna Madagaskars.
Die Nachzucht von Seidenkuckucken in menschlicher Obhut erweist sich als besondere Herausforderung, da sie im Allgemeinen sehr sensible und empfindliche Vögel sind. Daher erfordert die Zusammensetzung von Brutpaaren viel Feingefühl und Erfahrung. Auch die Voliere muss gut mit dichten Pflanzen ausgestattet sein und über genügend Sitzäste verfügen, damit die Vögel sich verstecken und ausweichen können. Gegenüber anderen Vogelarten verhalten sich Seidenkuckucke im Allgemeinen friedlich.
Auch im Jahr 2011 ist hinter den Kulissen des Weltvogelpark Walsrode wieder besonderer Seidenkuckuck-Nachwuchs geschlüpft. Vier Blaue Seidenkuckuck-Küken (Coua caerulea) wollten den ganzen Tag gefüttert und gepflegt werden. Blaue Seidenkuckucke haben eine wunderschöne, glänzende Gefiederfärbung und einen auffälligen, hellblauen Ring um die Augen. Sie sind ursprünglich in den feuchtwarmen östlichen und nordwestlichen üppigen Regenwäldern Madagaskars zu Hause und kommen nur auf dieser Insel vor. Sie bewegen sich dort häufig hüpfend im Geäst fort und werden kaum am Boden gesichtet. In Europa werden die Blauen Seidenkuckucke nur im Weltvogelpark Walsrode und im Kölner Zoo, welcher diese Art aus Walsrode erhielt, gehalten. Im Gegensatz zu anderen Seidenkuckuckarten legen Blaue Seidenkuckucke nur ein Ei pro Gelege. Der Riesen- Seidenkuckuck hingegen legt vier und der Hauben-Seidenkuckuck zwei Eier.
Mehrfach wurde im Weltvogelpark Walsrode eine Naturbrut versucht, jedoch ist keins der Jungtiere groß geworden oder die Eier sind bereits vorher abgestorben. Die Seidenkuckuck- Küken sind daher alle von Hand durch unsere spezialisierten Vogelpfleger aufgezogen worden. Die Brutzeit von Blauen Seidenkuckucken beträgt nur rund 14 Tage. Auch der Nachwuchs ist sehr empfindlich, ängstlich und stressanfällig. In den ersten Tagen werden die Jungtiere bis zu acht Mal am Tag von morgens früh bis spät abends gefüttert. Das Futter setzt sich zusammen aus den Innereien von einen Tag alten Mäusen, Drohnenmaden und klein geschnittenem Obst. Während die Jungen heranwachsen, wird die Ernährung schrittweise umgestellt und angepasst, so dass der Nachwuchs das gleiche Futter wie die Alttiere bekommt. Dazu gehören geschnittenes Obst, Fleisch, Frucht-Pellets und Insekten.
Nach dem Schlüpfen wird ein Napf mit geeigneter Einlage als Nestersatz genutzt. Hierbei ist besonders wichtig, dass die Jungtiere genügend Halt finden, damit ihre Beine nicht ausspreizen können. Es eignet sich vor allem Holzwolle, damit die Küken gut greifen können. Kurz bevor die Jungtiere mit 3 bis 4 Wochen flügge werden, werden sie in größeren Boxen untergebracht. Zu diesem Zeitpunkt sind die Jungtiere beim Ausfliegen noch relativ klein und unbeholfen. Nach acht bis zehn Wochen erreichen die kleinen Seidenkuckucke die Größe der Alttiere.
Auffällig bei allen Seidenkuckucken ist ihre unterschiedliche Rachenzeichnung, die in der Natur zur Abschreckung von Feinden benutzt wird. Zusätzlich animiert die Zeichnung die Alttiere zur Fütterung der Jungen. Mit dieser Zeichnung hat jede Seidenkuckuck-Art ihren ganz persönlichen “Personalausweis”, denn jede Rachenzeichnung ist anders und daher ein Unikat.
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